Anton Schumacher, Jugendtrainer und pädagogischer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Eintracht Frankfurt, berichtet von seinen Erfahrungen aus über einem Jahrzehnt "Fußball trifft Kultur".

Anton Schumacher begleitet „Fußball trifft Kultur“ bereits seit elf Jahren. 2010 startete er als „Fußball trifft Kultur“-Programmtrainer an der Frankfurter Karmeliterschule und war dort bis 2015 aktiv. Seitdem ist er als pädagogischer Leiter im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) von Eintracht Frankfurt beschäftigt und sorgt dafür, dass an den mittlerweile fünf Frankfurter Programmstandorten gut ausgebildete Jugendtrainer der Eintracht die Fußballeinheiten durchführen. Im Interview gibt er einen Einblick in seine Laufbahn, erklärt, was „Fußball trifft Kultur“ für ihn besonders macht und berichtet, was er künftigen Generationen mit auf den Weg geben möchte.

Lieber Anton, seit elf Jahren begleitest Du das Projekt „Fußball trifft Kultur“. Angefangen hat alles mit einer Anfrage, als Jugendtrainer das Training bei „Fußball trifft Kultur“ zu übernehmen – erzähl uns von Deinen Anfängen:

Ich habe zu der Zeit Erziehungswissenschaften an der Goethe-Uni in Frankfurt studiert und war Jugendtrainer bei der Eintracht. Als die Anfrage kam, war ich Feuer und Flamme, weil ich sofort erkannt habe, dass ich bei diesem Projekt meine pädagogischen Interessen mit meiner Fußballleidenschaft verbinden kann. Leider musste ich aber absagen, da ich verpflichtende Praktika für mein Studium in der Drogenhilfe und beim Jugendamt bereits zugesagt hatte. So kam es, dass ich nach diesen Praktika den Einstieg bei FtK zunächst als Lehrer im Kulturteil gefunden habe. Zum neuen Schuljahr dann hörte der zuständige Trainer auf, sodass ich fortan den sportlichen Teil übernehmen konnte.

„Fußball trifft Kultur“ begleitet Dich nun schon seit einiger Zeit – was sind die prägendsten Erfahrungen und Erlebnisse, die Du aus dem Projekt mitnehmen konntest?

Im Allgemeinen ist es einfach die integrative Power, die Fußball haben kann. Fußball als verbindendes Element, und zwar ganz unabhängig davon, ob ich jetzt besonders gut kicken kann oder nicht. Die Kids sehen und spüren, da passiert etwas. Da wird etwas angeboten. Da will ich dabei sein. Und wenn ich nicht der tollste Fußballer bin, dann möchte ich mich vielleicht mal als Schiedsrichter probieren, beim Aufbau der Übungen helfen oder meine Klassenkameraden anfeuern. Über das Erlebte wollen sich die Kinder anschließend austauschen. Dafür brauchen sie die Sprache, gegenseitiges Interesse und Respekt. Also genau das, was das Projekt bezwecken möchte: Fußball als Türöffner für zusätzliche Förderung.

Was waren für Dich die größten Herausforderungen in Deiner Zeit bei „Fußball trifft Kultur“. Das Training dort unterscheidet sich ja doch etwas vom Alltag im Nachwuchsleistungszentrum…

In der Tat. Als Trainer im NLZ hast du es natürlich mit großen Talenten und in der Regel hochmotivierten Spielern zu tun. Bei FtK musste ich an der einen Stelle die geballte Energie erstmal in Bahnen lenken, während ich an der anderen Stelle als Motivator gefragt war. Dass Kinder dir im Projekt nicht unbedingt sofort ihr Ohr schenken, so wie ich es abends auf dem Platz im NLZ gewöhnt war, musste ich zunächst lernen. Umso glücklicher hat es mich dann gemacht, wenn ich den jeweiligen Zugang gefunden und auch bei FtK ein tolles Training durchführen konnte.

Während deiner Zeit als „Fußball trifft Kultur“-Trainer erfolgte aber auch Dein beruflicher Aufstieg innerhalb des NLZs von Eintracht Frankfurt. Wie ist es dazu gekommen und wie konntest Du von Deinem Engagement bei „Fußball trifft Kultur“ profitieren?

Ich habe meine Trainerscheine bis zur A-Lizenz gemacht und nach einer zweijährigen Co-Trainertätigkeit in der U15 als Cheftrainer die U12 übernommen. Zur gleichen Zeit habe ich mein Studium beendet und bei der Eintracht das Angebot erhalten, als frischgebackener Diplom-Pädagoge die Leitung des neuen Sportinternates zu übernehmen und parallel weiter als Trainer zu arbeiten. Es folgten einige Jahre in Doppelfunktion, in der ich neben meiner pädagogischen Tätigkeit vier Jahre Cheftrainer der U14 und ein Jahr Co-Trainer der U17 war. 2017 kam dann der Punkt, an dem ich mich als pädagogischer Leiter des NLZ vom Fußballplatz verabschiedet habe. Seitdem kann ich mich voll auf die pädagogischen Themen des NLZ fokussieren. Von FtK habe ich einiges mitnehmen dürfen. Am meisten kommt mir vielleicht die damals entwickelte Fähigkeit zu Gute, unabhängig von Sprache, Kultur und Motivation einen Zugang zu Menschen finden zu können. Das hilft mir bis heute sehr.

„Fußball trifft Kultur“ war und ist dabei natürlich nur ein kleiner Teil Deiner Arbeit. Wie sieht Dein aktueller Tätigkeitsbereich bei Eintracht Frankfurt aus?

Als pädagogischer Leiter des NLZ bin ich zum einen Leiter des Sportinternates, zum anderen aber auch für alle anderen Spieler des NLZ Ansprechpartner, wann immer es um schulische Unterstützung und berufsorientierende Begleitung geht. Also das, was gemeinhin als „Plan B“ neben der Fußballkarriere tituliert wird. Darüber hinaus bin ich Kindeswohl- und Präventionsbeauftragter des NLZs.

Neben diesen Tätigkeiten koordinierst Du heute die nächste Generation der Trainer. Warum engagieren sich diese jungen Trainer im Rahmen von „Fußball trifft Kultur“?

Alle sind fußballbegeistert und haben Freude an der Begleitung junger Menschen. Das sind natürlich ideale Voraussetzungen. Wenn ich ihnen dann noch ein bisschen von der Geschichte und den Werten des Projektes erzähle, die sich mit denen unseres Vereins decken, ist es meistens sehr leicht, die Trainer für FtK gewinnen zu können.

Zum Abschluss: Was gibst Du jungen Trainer*innen für die Zukunft mit auf den Weg?

Versucht immer den Spieler und die Mannschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Die Frage muss lauten: Was brauchen diese jungen Menschen von mir und wie kann ich sie unterstützen? Der Trainer ist für die Mannschaft da, nicht umgekehrt.

Copyright Foto: Eintracht Frankfurt, LitCam

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